Reiner Calmund

Zitate

„Nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen“

Reiner Calmund - Sprüche klopft er ohne Ende, doch als Sprücheklopfer galt er nie. Werden seine Weisheiten auch nie Eingang finden in die diversen deutschen Zitatenlexika - nachhaltigen Eindruck zum Beispiel beim Fußballpublikum (aber längst nicht nur bei dem) hinterließen sie dennoch. Denn Reiner Calmund Sprüche - das waren und sind immer Reaktionen aus dem Bauch. Da wird nichts gedrechselt, nichts auf Stelzen gehievt, da werden Sätze kreiert, die auch der Letzte auf Anhieb versteht.

Wurden „die Fensterläden verrammelt" und „das Dosenfutter aus der Kammer" geholt, wenn „der Stahlhelm aufgezogen" werden musste - dann wusste die geneigte Öffentlichkeit: Bayer Leverkusen befindet sich tief in der sportlichen Krise. Dann griff Calmund, der gemütliche Dicke, „auch schon mal in die asoziale Kiste." Und wenn in solchen Momenten tatsächlich eine Kiste, zum Beispiel mit Mineralwasserflaschen gefüllt, in der Nähe stand, dann flog die im nächsten Moment „quer durch die Kabine."

Calmunds große Stärke: Er verliert nie seine Authenzität. Er übertreibt, wiegelt wortgewaltig ab („Losse mer bloß zufridde sin!"), doch was aus Calmund kommt, ist immer Calmund pur. Ob der Kölner Kollege Hannes Linßen als „Lachpille" hingestellt wurde oder die Dortmunder Borussen kollektiv als „Jammertitten", Reiner C. muss nie lange nach Begriffen suchen, die die Öffentlichkeit begierig aufsaugt und den Betroffenen selten die Möglichkeit lässt, effektiv zu kontern. Weil Calmund bisweilen an Originalität und Spontaneität nicht zu übertreffen ist.

Doch weil auch ihm nicht immer etwas Neues einfällt, wiederholen sich Begriffe durchaus. Legendär ist hier sein „däffenitief", dieses Wort nutzt er definitiv am häufigsten, gilt es eine seiner Thesen zu unterstreichen. Gerne doziert er auch übers „Büsinöss", wahlweise „big büsinöss" oder „crazy büsinöss".

Mit rheinisch gefärbten Anglizismen wie diesen jongliert er mediengerecht, so wurde Reiner Calmund ein gern gesehener Gast in TV-Talkshows- und -Events wie „Sabine Christiansen", „Maischberger", „Johannes B. Kerner", Beckmann" „SternTV", „Der große IQ-Test", natürlich im ZDF-Sportstudio und dem DSF Doppelpass - in beiden Sendungen hält er nach inoffiziellen Schätzungen den Monolog-Rekord...

Deftig mag er es, sprachlich wie kulinarisch. Verbindet er beides, redet er gerne von sich als „Stressfresser". Und erzählt die Geschichte von den brasilianischen Restaurants, in denen man eine Karte auf den Tisch gestellt bekommt. Eine Seite grün, die andere rot. „Und solange grün aufgedeckt ist, solange gibt es was zu Essen." Stundenlang kann er erzählen von den Schwertern mit den Filetstücken in Südamerika, von Palatschinken in Budapest, von Tafelspitz in Wien, von der Seezunge in Barcelona oder Grouper in Florida. Kulinarisch hat er die ganze Welt erkundet, mit Händen, Füßen und Hau-Ruck-Englisch bestellt er schneller die Karte rauf und runter als jeder, der der Landessprache mächtig ist.

Essen und Reden - die Lieblingsbeschäftigungen des Reiner Calmund. Daran änderte auch sein Abschied von der Fußballbühne nichts. „Ich bin platt", verkündete er am 8. Juni 2004 einer staunenden Öffentlichkeit und demissionierte als Bayer-Geschäftsführer. Ein Abschied aus der Öffentlichkeit wurde es gleichwohl nicht. „Jetzt wird Dreck gefressen. Teamgeist, Schnelligkeit und Kreativität sind gefragt", formulierte er nur drei Monate später, als er anlässlich einer Pressekonferenz als „BIG BOSS" bei RTL vorgestellt wurde. Und auch den Kandidaten dieser Reality-Show macht er verbal mächtig Dampf. „Mit dem, was ihr nicht wisst, kann man Bibliotheken füllen", schimpfte er und drohte einem der Schlaumeier: „Ich jonn dir gleich an die Gurgel, wenn du dein betriebswirtschaftliches Universitäts-Bla-Bla nit sein lässt." Weil: „Ich hab keinen Duden dabei und ich will es auch nicht hören."

So war er, so ist er, so bleibt er. Reiner Calmund - hart, aber herzlich.